Geschichte von Niederwürzbach
Ein kurzer Abriss der Geschichte von Niederwürzbach:
- Mit 793 Hektar Gemarkung und cirka 3500 Einwohnern ist Niederwürzbach der größte Ort der Stadt Blieskastel, die aus 15 ehemals selbständigen Gemeinden besteht.
- Buntsandsteinboden mit dichtem Waldbestand, grenzt im Süden an den Muschelkalk des Bliesgaues.
Der Name "Würzbach" wurde erstmals 1181 in einer Urkunde des Abtes Kondrad von Hornbach erwähnt, als dieser ein Stück Land in "Wercebach" an die Abtei Wadgassen verkaufte.
Der Ortsname und die Dorfteile "Flur" und im "Eck" lassen in ihrer Anlage auf eine fränkische Siedlung schließen.
Quelle: Saarbrücker Zeitung, Ausgabe und Datum unbekannt
- Von großer Bedeutung war die Ausnutzung der existierenden Wasserkräfte; bereits 1362 stand hier eine Mühle (1972 abgerissen).
- Einen Hinweis zur Einwohnerzahl in Niederwürzbach gibt es zum ersten Mal durch die "Türkenschatzung" im Jahre 1566. 20 Haushaltsvorstände werden aufgeführt; das ergibt eine geschätzte Einwohnerzahl von 80 - 100 Personen.
- Im Dreißigjährigen Krieg wurde Niederwürzbach vollständig zerstört. Im Jahre 1651 wohnten hier nur noch ein Mann von 34 Jahren und eine Witwe. Es gab keinerlei Vieh mehr. Später begann die Wiederbesiedlung nur äußerst langsam. Bei einer Volkszählung im Amt Blieskastel 1698 wurden 63 Personen erfasst (12 Männer, 11 Frauen und 40 Kinder).
- Im Jahre 1660 verlegten die Grafen von der Leyen ihre Residenz von Koblenz nach Blieskastel.
- 1773 schenkte Reichsgraf Franz Karl seiner Gemahlin die Mühle samt Weiher, von ihr "Mon plaisir" genannt.
- Die Reichsgräfin Marianne schätzte die Gegend um den Weiher so sehr, dass sie sich Niederwürzbach als ihren Sommersitz erwählte.
- Es entstand eine Reihe von fürstlichen Bauwerken, die sich zum Teil bis heute erhalten haben und Zeugnis geben von der Pracht, die das Haus von der Leyen im 18. Jahrhundert der Landschaft um den Würzbacher Weiher verlieh.
- 1783 ließ die Gräfin von ihrem Hofgärtner Simon Glattfelder das Ökonomiegut "Annahof", auch "Runder Bau" genannt errichten.
- Auf der anderen Weiherseite entstand das Landhaus "Bon voisin", auch "Roter Bau" genannt.
- Erbgraf Philipp von der Leyen ließ am Südrand des Weihers auf einer Anhöhe das Schloss "Philippsburg" errichten. 1793 wurde die Schlossanlage von den französischen Revolutionstruppen geplündert und dann zerstört. - Von der Schlossanlage existiert heute nur noch das Gesindehaus.
- In der Kirkeler Straße steht die ehemalige Hubertuskapelle, 1738 - 1742 mit Unterstützung der Grafen von der Leyen erbaut, heute im Besitz der evangelischen Kirchengemeinde.
- Eine Relieftafel des heiligen Hubertus vom Bildhauer Madersteck aus dem Jahre 1756, hängt in der 1881 eingeweihten Pfarrkirche St. Hubertus.
- Nach dem Wiener Kongress wurde Niederwürzbach 1816 Teil des Rheinkreises im Königreich Bayern.
- Im Industriezeitalter wuchs der Ort ab Mitte des 19. Jahrhunderts rasant bis auf die heutige Einwohnerzahl von ca. 4.000 Personen.
- Im Jahre 1866 erhielt Niederwürzbach durch die Eröffnung der Würzbachtalbahn (Schwarzenacker-Hassel) Anschluss an das Eisenbahnnetz. 1867 wurde die Strecke dann bis St. Ingbert verlängert. In der damaligen Form existiert die Bahnstrecke heute nicht mehr. Der Bahnhof heißt "Würzbach (Saar)".
- Neueren Datums ist "Gut Junkerwald", 1903 auf der Landzunge zwischen den beiden Weiherarmen erbaut.
- 1931 errichteten arbeitslose Bergleute die Lourdesgrotte im Kirkeler Tal als Marienwallfahrtsstätte. 1959 wurden auf dem Weg zur Grotte 14 Kreuzwegstationen des Blieskasteler Bildhauers Karl Riemann neu aufgestellt.
- Nach dem Ersten Weltkrieg führten die Bestimmungen des Versailler Vertrages von 1919 dazu, dass Niederwürzbach von 1920-1935 im Saargebiet lag, das mit einem Mandat des Völkerbundes für 15 Jahre unter französische Verwaltung gestellt wurde. 1935 wurde das Saargebiet nach der im Vertrag vorgesehenen Volksabstimmung aufgrund von ca. 90 % Zustimmung wieder in das damals nationalsozialistische Deutsche Reich eingegliedert.
- 1933 wird das neue Schulhaus eingeweiht. Es besitzt in zwei Stockwerken 12 Klassenräume.
- Niederwürzbach lag während des 2. Weltkrieges in der sogenannten "Roten Zone" und wurde deshalb ab dem 30. August 1939 evakuiert. Nach dem Waffenstillstand mit Frankreich im Juni 1940, kehrte die Zivilbevölkerung zurück.
- Im Dezember 1944 sollte der Ort erneut evakuiert werden, aber dazu kam es nicht mehr. Durch die amerikanische Offensive unter General George S. Patton war am 20. März 1945 für Niederwürzbach die Stunde Null nach dem Zweiten Weltkrieg.
- Im März 1945 bricht der Krieg in seiner ganzen Grausamkeit über den Ort herein. Sprengbomben, Phosphor- und Sprenggranaten verwüsten das Dorf. Die St. Hubertus Kirche und das neue Schulhaus (Einweihung 1933) wurden zusammengeschossen und gehen in Flammen auf. Viele Würzbacher verloren im Bombenhagel ihr gesamtes Hab und Gut.
- Nach dem Krieg gehörte Niederwürzbach zuerst zur französischen Besatzungszone und von 1946 bis Ende 1956 zum teilautonomen Saarland. Nach einer Volksabstimmung im Jahre 1955 trat das Saarland 1957 der Bundesrepublik Deutschland bei.
- Nach Kriegsende setzte der Wiederaufbau ein. Am 10. Juli 1949 erfolgte die Einweihung der wieder aufgebauten St. Hubertus Kirche. Im Januar 1949 war das Schulhaus wieder soweit aufgebaut und hergerrichtet, dass der Unterricht in 8 Sälen erfolgen konnte.
Mit dem Gesetz über die Neugliederung der Kreise und Gemeinden vom 19. Dezember 1973 wurde die bisher selbstständige Gemeinde Niederwürzbach am 1. Januar 1974 Stadtteil von Blieskastel.
(Quelle: Dieter Schnepp Niederwürzbach, Rektor Otto Mischo Oberwürzbach, Thomas J. Abel Perl)
Einwohnerliste von Niederwürzbach vor 1700
Das Zeichen X bedeutet: in diesem Jahr wohnhaft in Niederwürzbach:
Quelle: Simon Linz