Die Fabrik wurde im Jahre 1890 durch den Kokereibesitzer Lamarche und dessen Anverwandten Laur gebaut und 1892 in Betrieb gestellt. Letzterer war von 1902 – 1905 Bürgermeister von St. Ingbert. Die Ziegelei war bald der größte Arbeitgeber in Niederwürzbach. Hier waren vorwiegend Italiener beschäftigt.
Die offene Bauweise der Fabrik erlaubte das Formen und Trocknen der Steine nur im Sommer. Es war also nur Saisonarbeit möglich, d. h. die italienischen Arbeiter waren in der Regel Saisonarbeiter. Sie wohnten meist im Gasthaus Nussbaum.
Einige Arbeiter, die über Winter blieben – vielleicht waren es Einheimische- wurden mit Arbeiten an der Backsteinfabrik beschäftigt (fabrikbedingte Überholungsarbeiten, Garten ausbessern u.a.). „Oowegriwweler“ nannte man die Arbeiter der Saarziegelei.
Um 1900 war ein Herr Kraft Direktor der Saarziegelei. Er stammte aus Oberschlesien und wohnte mit seiner Frau und seinem Sohn René im Roten Bau. Dort war auch die Direktion der Fabrik. René Kraft folgte später seinem Vater in der Führung der Fabrik.
Nach der Schließung des Werkes arbeitete er bis zu seinem Ruhestand in der Gersheimer Ziegelfabrik. Danach kehrte er nach Würzbach zurück.
Die Besitzer und Direktoren der Backsteinfabrik lassen sich wohl nicht mehr feststellen. Sie haben mehrmals gewechselt. Die Fabrik war vielleicht auch zeitweise Teil eines französischen Konzerns, der seinen Sitz in Paris hatte. In einigen Urkunden liest man von einer „Saarziegelei Aktiengesellschaft Niederwürzbach (Saar).
Das Gelände der Fabrik war sehr groß. Die Lettkaul, alle Orte auf denen die Stützen der Seilbahn standen und die gesamte Fläche entlang der Bezirksstraße, damals Districtstraße, von der Ecke Dammstraße bis zum Anwesen Abel (neben dem alten Wasgau) wurden von der Firma genutzt.
Die Fabrik war für die damalige Zeit sehr modern und auch technisch gut eingerichtet. Sie hatte sogar schon Maschinen zum Formen der Steine. Und auch ein Bahnanschluss war vorhanden. Er bestand aus einem Abzweig von der Hauptstrecke und teilte sich in zwei Gleise auf. Das Rohmaterial für die Backsteinherstellung fand sich auf dem Petersberg, in der Lettkaul. Hier gruben die italienischen Arbeiter den Lehm. Dieser wurde dann mit einer speziell eingerichteten Seilbahn, sie war etwa 650 m lang , ins Dorf, in die Backsteinfabrik befördert. Hier wurde das Rohmaterial aufbereitet und zu Steinen geformt. Diese wurden dann getrocknet.
In den Trockenstöcken konnten bis zu 180.000 Steine getrocknet werden. Das alles war auf vier Etagen verteilt. In der Fabrik gab es auch Loren, die auf Feldbahngleisen fuhren. Mit ihnen brachte man die getrockneten Steine zum Brennofen. Nach dem Brand wurden die fertigen Steine dann mit den Loren zum Lagerplatz transportiert, der sich unterhalb der Fabrik zum Tal hin befand.
Die Fabrik besaß zwei große Schornsteine. Der eine Schornstein stand neben dem Gebäude der ehemaligen Kreissparkasse. Er war der Abzug der Kesselbefeuerung. Der zweite Schornstein stand weiter unterhalb, etwa auf dem Gelände von Fischer, Schwarz, Ruffing.
Er war der Abzugskamin des Brennofens. Die Steine der Würzbacher Backsteinfabrik fanden bald wegen ihrer Festigkeit und Haltbarkeit große Anerkennung. Abnehmer fanden sich weit über die Umgebung hinaus. So sind z.B. viele Bahnhöfe in Lothringen mit ihnen gebaut. Die „Schmelz“ in St. Ingbert ist heute noch ein Beispiel für die Haltbarkeit und Schönheit dieser Steine.
Mit dem industriellen Erfolg und dem Aufstieg der Backsteinfabrik deutete sich auch schon ihr Niedergang an. Zur Förderung des Lehms auf der Lettkaul wurde ein neuer, moderner Eimerkettenbagger angeschafft. Die italienischen Arbeiter, die früher den Lehm gegraben hatten, wurden nun überflüssig.
Eine Maschine erledigte jetzt die Arbeit. Sie konnte aber nicht, wie vorher die Arbeiter, die Qualität des zu grabenden Rohmaterials unterscheiden. Neben dem Lehm lieferte sie auch „Dreck“, der sich für die Herstellung von Backsteinen nicht eignete. Die Folge war, dass die Backsteine rissen.
Das Ende der Backsteinherstellung und der Ziegelei war damit vorgezeichnet. Hinzu kam auch noch die Rezession mit der Arbeitslosigkeit nach dem 1. Weltkrieg.
Im Jahre 1932 stellte die Saarziegelei ihre Arbeit ein. Später richtete in der stillgelegten Backsteinfabrik die nationalsozialistische Organisation Todt eine Küche ein.
Hier waren einige Würzbacher Frauen beschäftigt. Etwa zur gleichen Zeit gründete die Firma Karl Lindemann auf einem Teil des alten Fabrikgeländes ein Werk zur Herstellung von Brennholz für Holzvergasermotore. Viele Fahrzeuge, vor allem LKW's, besaßen diese Motoren. Treibstoffe wie Benzin oder Diesel waren für Kriegsfahrzeuge reserviert.
In den Jahren 1941/42 wurde die ehemalige Saarziegelei (Backsteinfabrik) weitgehend abgerissen.
Quellenangaben:
(Quelle: Gisela Schäfer "Die Backsteinfabrik" in Rund um den Weiher 6. Folge 2000)
(Quelle: Bild 1 Norbert Noll Niederwürzbach - Bild 2/3 und 5/6 Seppel Allgayer Niederwürzbach - Bild 4 Werner Abel Ommersheim - Bild 7 Josef Noll Niederwürzbach)
1915 kaufte Rudolf Kröll, er war Generaldirektor der Völklinger Eisenwerke, den Weiher und die Mühle. Den Weiher gab er an die Familie Rexroth auf Gut Junkerwald. Die Mühle ging an eine Gesellschaft, die hier Dörrgemüse und Kraftfutter herstellte.
Ein paar Jahre später löste sich diese Gesellschaft aber schon wieder auf. Rexroth übernahm nun alles und richtete im Mühlengebäude eine chemische Fabrik ein "Fabrique chimique de Würzbach". Sie bestand von 1922 bis 1935 und stellte Farben und Chemikalien her.