Die "alte" Kirche (Hubertuskapelle), später Heiliggeistkirche
In der Kirkeler Straße befindet sich die ehemalige katholische Hubertuskapelle. Sie dient heute der evangelischen Kirchengemeinde als Gotteshaus und trägt den Namen "Heiliggeistkirche". Sie ist ein kleiner Barockbau mit Walmdach und einem schiefergedeckten Dachreiter.
Die erste urkundliche Erwähnung von Niederwürzbach als "Wirtzbach bei Casteln" erfolgte im Jahr 1087. Der kleinere Ortsteil Seelbach wird erstmals 1180 als „Selebach“ in einer Urkunde genannt. Zu dieser Zeit gehörte Niederwürzbach zur Pfarrei Seelbach. Im 15. Jahrhundert ist Seelbach eingegangen, wurde zur Wüstung. Die Seelbacher Kirche blieb aber weiterhin Mutterkirche für Niederwürzbach. Sie wurde erst im Verlauf des 30jährigen Krieges zerstört.
Seit dem Jahr 1733 war Niederwürzbach eine Filiale der Pfarrei Lautzkirchen. Nachdem die Einwohnerzahl laufend gestiegen war, wurde der Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus immer größer. Im Jahre 1738 begann man daher mit dem Bau einer Kirche. Da die Mittel bald erschöpft waren, baten die Einwohner den Reichsgrafen Friedrich Ferdinand von der Leyen um Hilfe beim Bau der Kirche. Im April 1739 erlaubte er einen außerordentlichen Holzhieb zur Beschaffung dieser Bauhilfe. Sie durfte aber 319 fl (Gulden) für den Rohbau nicht überschreiten. 1742 konnte der Bau vollendet werden. Die kleine Kirche wurde dem hl. Hubertus geweiht.
Die Kirchenglocke für die Kapelle goss der zweibrücker Glockengießer George Gachot. Der Bildhauer Maderstock aus Wieblingen schnitzte ein Hubertus-Relief.
Nachdem die Kirche eingeweiht worden war, gab der gräfliche Rechner des Baues und Mühlenpächter ein Festessen. Das war sozusagen das erste Kirchweihfest in Niederwürzbach. Später wird dann am Kirchweih- oder Hubertustag ein Jahrmarkt abgehalten.
Die niederwürzbacher Einwohner hatten nun zwar eine eigene Kirche, aber noch keinen eigenen Gottesdienst. Im Jahre 1786 wandten sich daher alle Einwohner mit Ausnahme von 3 Sonderlingen diesbezüglich an die Reichsgräfin Marianne von der Leyen. Man bat um die Erlaubnis, ein Kapital sammmeln zu dürfen, dessen Ertrag es gestattete, jeden Sonntag und an Feiertagen die heilige Messe in der Hubertuskapelle zu feiern. Am 13. Januar 1787 entsprach die Gräfin dieser Bitte. Von nun an durfte der Pfarrer von Lautzkirchen in der Kapelle regelmäßig die heilige Messe feiern.
Im Jahre 1793 wurde die Kapelle in den Wirren der französischen Revolution entweiht. Der Altar wurde zerstört. Die Gemeinde ließ ein Jahr später auf ihre Kosten einen neuen Altar bauen.
1865 wurde Niederwürzbach eine selbständige Pfarrei. Auf Grund der steigenden Einwohnerzahl war die Hubertuskapelle für die Gottesdienstbesucher allmählich zu klein. Man begann daher mit dem Bau einer neuen, größeren Kirche. Die Einweihung erfolgte am 6. September 1881.
Die Hubertuskapelle ging nun in den Besitz der politischen Gemeinde über. Diese richtete hier das Bürgermeisteramt und ein Spritzenhaus ein. Im Jahre 1935 siedelte dann das Bürgermeisteramt in das ehemalige Mädchenschulhaus um. Durch das Einziehen einer Zwischendecke wurde das Gebäude nun zweistöckig. Das Untergeschoss diente der Feuerwehr. Im Obergeschoss befand sich die Dienststelle der NSV und der Versammlungsraum der NSDAP. 1937 begann der Bau des Westwalls. Im Würzbachtal, vom Würzbacher Weiher bis nach Lautzkirchen, wurde ein Panzergraben ausgehoben. Im Zuge dieser Maßnahme wurden in der Kirkeler Straße mehrere Häuser abgerissen. Die Hubertuskapelle wurde jedoch verschont.
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges beherbergte der untere Raum, das Erdgeschoss, weiterhin die Feuerwehr. Das Parterre wurde als Wohnraum genutzt.
Die Heiliggeistkirche
Erwerb, Umbau und lngebrauchnahme der "Alten Kirche" als evangelisches Gotteshaus sind untrennbar mit dem Namen Jakob Lehmann verbunden. Pfarrer Fischer (1950/58 Pfarrer der evangelischen Gemeinde Hassel) schrieb in seinem Grußwort in der Festschrift von 1955: "Seit mehr als vierzig Jahren gehört zum Presbyterium Hassel ein Mitglied, das in Niederwürzbach ansässig ist, Jakob Lehmann. Herr Lehmann war stets darauf bedacht, einmal die ehemalige alte katholische Kirche, die in den Besitz der politischen Gemeinde gekommen war, für die evangelischen Gottesdienste nutzbar zu machen. Mit Zähigkeit hat Presbyter Lehmann diesen Gedanken weiter verfolgt, bis die alte Kapelle durch Beschluss des Gemeinderates Niederwürzbach an die Prot. Kirchengemeinde Hassel verkauft wurde."
Im Jahre 1952 ging die "Alte Kirche", die ehemalige Hubertus-Kapelle, schließlich in den Besitz der evangelischen Kirchengemeinde Hassel über. Bevor das Gebäude jedoch wieder als Gotteshaus genutzt werden konnte, bedurfte es noch eine Menge Arbeit. Pfarrer Fischer schrieb dazu in der Festschrift von 1955: "Die erworbene Kirche konnte aber ohne grundlegende Veränderung nicht als Gotteshaus benützt werden. Die vorhandene Zwischendecke legte den Gedanken nahe auch bei dem neuen Bau das Haus zweistöckig zu gestalten, zumal man gegenwärtig bei anderen Kirchenbauten einen ähnlichen Weg gegangen ist. Vor dem Umbau stellte das Gebäude keine Zierde in der Dorfmitte dar und war durch einen hässlichen Anbau verunstaltet. ln seiner Länge wurde das Gebäude durch ein Treppenhaus erweitert. Die Nordseite enthielt eine kleine Nische mit einem Kruzifixus. Sie liegt heute im lnnern und schließt das Treppenhaus vom Kirchenraum ab. Der 1950 erneuerte Dachreiter wich einem barocken Türmchen, das drei kleine Glocken aufzunehmen vermag und der Kirche wieder die Form der Entstehungszeit verleiht. Der Kirchenraum fand eine Ausschmückung durch ein Mosaik im Chor, das von dem St. lngberter Künstler Berberich entworfen wurde. Es verleiht dem Namen, den die neue Kirche tragen soll, Ausdruck: Heiliggeistkirche."
Am 31. Juli 1955 nahm die evangelische Kirchengemeinde ihre Heiliggeistkirche feierlich in Gebrauch.
1995 wurde die dann die alte, inwzischen störungsanfällige Elektronenorgel durch eine neue Pfeifenorgel der Orgelbaufirma A. Führer, Wilhlemshaven ersetzt. Zwei Jahre später, im Jahrre 1997, standen Renovierungs- und Sanierungsarbeiten an. Die Unterkirche wurde zu einem Versammlungsraum ausgebaut. Dieser wird nicht nur von der Kirchengemeinde, sondern auch von örtlichen Gruppen und Vereinen und auch zu privaten Feiern genutzt.
Am 5. November 2005 gedachte die evangelische Kirchengemeinde in einem feierlichen Gottesdienst der Einweihung ihrer Heiliggeistkirche vor 50 Jahren. Inzwischen ist die Heiliggeistkirche nicht nur das Gotteshaus für die evangelische Gemeinde, sie ist auch ein Ort der Ökumene geworden. Regelmäßig finden hier ökumenische Gottesdienste und Andachten statt, in denen evangelische und katholische Mitbürger gemeisam beten, singen und Gottesdienst feiern.
(Quelle: Eduard Vogelgesang "Aus Niederwürzbachs Geschichte" 11. August 1951 - Dieter Schnepp "Daten zur Geschichte" in 50 Jahre Heiliggeistkirche Niederwürzbach - Pfarrer Karl Fischer Festschrift von 1955)
(Quelle: Bild 1 und 2 Seppel Allgayer Niederwürzbach - Bild 3, 4 und 5 aus 50 Jahre Heiliggeistkirche Niederwürzbach 2005)