Am 1. August 1766 erblickte Erbgraf Philipp von der Leyen das Licht der Welt. Nach dem Tod seines Vaters Reichsgraf Franz Karl von der Leyen am 26. September 1775, wurde er Landesherr. Da er jedoch erst 9 Jahre alt war, übernahm seine Mutter, die Gräfin Marianne, die Landesregierung. Gleichzeitig wurde sie auch Obervormund ihres Sohnes.
Im Jahre 1780 läßt König Ludwig XIV. dem jungen Philipp jährlich 100.000 Franken für die Unterzeichnung eines Gebietstauschabschlusses zukommen. Nun hatte der junge Graf genügend Geld zur Verfügung.
Beeindruckt von dem in Bau befindlichen Schloss Carlsberg bei Homburg, beschloss Erbgraf Philipp von der Leyen 1782 seinem bewunderten Vorbild dem Zweibrücker Herzogs Carl II. August zu folgen. Er beschloss ebenfalls außerhalb der eigentlichen Residenz Blieskastel ein Landschloss zu bauen. Unweit des Niederwürzbacher Weihers, aber auf der Gemarkung von Ommersheim entstand so bis 1788 Schloss "Neuphilippsburg", quasi als Pendant zur "Philippsburg" bei Koblenz, dem Wohnsitz seiner Vorfahren.
Im Jahre 1788 war das Schloss in der Hauptanlage fertiggestellt.
Der Schlossbau bestand aus vielen Gebäuden unterschiedlicher Höhe, die sich am Berghang oberhalb des Weihers erstreckten. Ein Rundturm mit einer mächtigen Dachhaube flankierte einen siebenachsigen Schlossflügel. Wahrscheinlich war das der Hauptfügel gewesen. Der Hauptbau des Schlosses soll wahrscheinlich viergeschossig gewesen sein und ein Glasdach gehabt haben. Mehrere Nebengebäude waren angeschlossen: die Eulenburg, je zwei Kapellen und Eremitagen, ein Komödienhaus, ein Treibhaus, eine Fasanerie, ein Schweizerhof, ein Marstall und die Bagatelle.
Zu Beginn des Jahres 1793 fielen die französischen Revolutionstruppen auch über unser Gebiet her und plünderten und demolierten auch die Philippsburg. Die Gräfin Marianne musste fliehen. Ihr Sohn Philipp hatte sich schon vorher mit seiner Frau und seinem Sohn nach Heusenstamm zu seinem Schwiegervater in Sicherheit gebracht.
Der Gärtner Schaller, er war von der Gräfin Marianne vor ihrer Flucht zum Verwalter eingesetzt worden, wachte nun über das geplünderte und teilweise demolierte Schloss und die anderen Gebäude. Er wollte es für den Erbgrafen bewahren. Im Herbst kamen jedoch die Revolutionstruppen zurück, schleppten alles was im Schloss noch vorhanden waren weg und zerstörten es dann völlig. Erhalten blieben nur einige Kellergewölbe und das ehemalige Gesindehaus. Der ursprünglich zweigeschossige Bau wurde allerdings später äußerlich etwas verändert und ein drittes niedriges Geschoss aufgesetzt.
Seit dem 2. Dezember 1804 regierte Napoleon Frankreich als Kaiser. Auf seinen Bescheid hin wurde im Juni 1804 die Zwangsverwaltung des leyenschen Besitzes aufgehoben. Fürst Philipp verkaufte am 2. September 1807 Wiesen und Wälder, die Weihermühle und den Annahof an seinen Privatsekretär Johann Jakob Schaller. Dieser erhielt außerdem kostenlos vollkommen zerstörte und verrottete unbewegliche Güter. Um alles wieder einigermaßen brauchbar zumachen war viel Geld notwendig. Das war aber nicht vorhanden.
Fürst Philipp erlaubt ihm, die alten Remisengebäude abzureißen und das Material nach eigenem Gutdünken zu verwenden oder zu verkaufen. Zu den kostenlos überlassenen Gütern gehörte sicherlich auch die völlig zerstörte Phillippsburg. Schaller konnte nun die Steine des zerstörten Schlosses an die Würzbacher veräußern, die freudige Abnehmer waren. Konnten sie doch damit ihre Häuser bauen.
Johann Jakob Schaller versuchte nun in der Folgezeit das zu erhalten, was noch zu retten war. Um sich die Arbeit zu erleichtern stellte er den jungen Würzbacher Johann Degel als Gehilfen ein. Dieser war später zuständig für den Waldbesitz, die einzige Einnahmequelle, die das notwendige Geld brachte, um das Personal zu bezahlen und die Schäden am Gesindehaus ausbessern zu können. Johann Degel und sein Sohn Philipp Jakob, er übernahm später das Amt des Waldhüters von seinem Vater, wohnten auf der Philippsburg.
Johann Jakob Schaller starb am 17. Juni 1815 auf der Philippsburg.
Von 1845 bis 1891 gehörte das heute als Philippsburg bezeichnete Gesindehaus der liberalen Familie Cullmann. Die liberalen Anwälte Christian und August Ferdinand Cullmann verteidigten Freiheitskämpfer, die 1838 beim Hambacher Fest mitgewirkt hatten, und gehörten beide später der Bayerischen Ständeversammlung an. August Ferdinand war ab 1848 auch Mitglied in der verfassungsgebenden Nationalversammlung in der Paulskirche in Frankfurt. Nach der gescheiterten Unabhängigkeitserklärung der Pfalz von Bayern (1849) flüchtete August Cullmann nach Frankreich und wurde 1851 wegen Hochverrats in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Nach einer Generalamnestie Ludwig II. konnte er 1864 zurückkehren. Seit 1879 betrieb er die Grube Frankenholz und machte sie mit über 3000 Beschäftigten zur Größten im Südwesten. Cullmann starb als hochgeachteter Mann 1891 auf seinem Gut Philippsburg. Kurz vor seinem Tod wurde August Ferdinand alleiniger Besitzer der Philippsburg, als er den Anteil seines Bruders Christian erwarb.
Der letzte aus der Familie Degel der auf der Philippsburg lebte, war Johann Degel, ein Sohn von Philipp Jakob. Er war ebenfalls Waldhüter und übte diese Tätigkeit bis zu seinem Lebensende im Jahre 1919 aus.
Waldhüter und Förster auf der Philippsburg war lange Zeit auch Heinrich Hemmerling. Er war das älteste Kind aus der Ehe von Sophie Christina Degel und Jakob Hemmerling.
Nach dem Tod seines Vaters zog er mit seiner Frau (geborene Katharina Becker) und seinen 4 Kindern auf die Philippsburg und wohnte dort 32 Jahre. Er starb am 8. Januar 1955, seine Frau am 21. Januar 1967.
Legende zum Lageplan der Philippsburg
1. Auffahrt 2. Marstall und Remisen 3. Hof 4. Torhaus (so genanntes Gesindhaus)
5. Schlosshof 6. Küchenbau (Eulenburg) 7. (Neue) Schlosskapelle 8. Schlossturm
9. Wohnflügel 10. Bildersaalbau 11. Festsaalbau 12. Gartenterrasse mit Weiherblick 13. Gartenpavillon 14. Waldpark
Nach dem 1. Weltkrieg besuchten zwei französische Familien, die die Besitzer der Philippsburg waren, jedes Jahr die Burg und verbrachten hier ihren Urlaub. Die Familien hießen Gunz und Bernard. Sie waren Enkel von August Ferdinand Cullmann und Töchter von dessen Sohn Friedrich. 1926 verkauften dann die beiden Familien Gunz und Bernard die Philippsburg und den Landscheider Wald an den St. Ingberter Fabrikanten Kommerzienrat Otto Kaiser.
In der Folgezeit wohnten mehrere Familien mehr oder weniger lange auf der Philippsburg: die Familie Blum, eine Frau Selzer und die Familie Kolb.
In der Zeit kurz vor Ende des 2. Weltkrieges suchten mehrere Würzbacher Familien Schutz in einem Stollen nahe der Philippsburg.
Nach 1945 war die Philippsburg wiederum Wohnsitz für verschiedene Personen und Familien. So wohnten hier z.B. von 1963 bis 1966 eine Familie Müller und von 1966 bis 1980 die Familie Rieger. Die letzten Bewohner waren die Familie Penthin. Er ist in Pommern geboren, sie in Ostpreußen. Sie flohen vor den russischen Truppen und gelangten nach einer langen Reise mit Zwischenaufenthalt in Sachsen-Anhalt 1957 ins Saarland. Seit März 1959 wohnten sie auf der Philippsburg. Hier wurde am Heilig Abend des gleichen Jahres ihr Sohn Jörg geboren. Die Familie Penthin lebte 41 Jahre hier bis zum Jahre 2000. Dann siedelten sie nach St. Ingbert um.
Die heutigen Besitzer sind Otfried und Elisabeth Reiland-Kaiser, deren Familie seit mehr als 80ig Jahren im Besitz der Philippsburg ist.
Quellenangaben:
Eduard Vogelgesang "Aus Niederwürzbachs Geschichte"
Peter Degel "Mon Plaisir, Annahof, Bon Voisin" in Rund um den Weiher 7. Folge September 2002)
Peter Degel "Die Phillippsburg" in Rund um den Weiher 6. Folge Oktober 2000)
Ralf Schneider „Die Englischen Gärten am Niederwürzbacher Weiher“ Röhrig Universitätsverlag St. Ingbert 2007
Martin Klewitz: Kunst im Saarpfalz-Kreis, in: Der Saarpfalz-Kreis, Stuttgart 1993, S. 153- 183.
W. Krämer „Zur Geschichte des Gräflich-Leyenschen Lustschlosses bei Niederwürzbach“
Aufzeichnungen von Seppel Allgayer Niederwürzbach
Wikipedia "Leyen (Adelsgeschlecht) "
Thomas J. Abel Perl "Die Niederwürzbacher Schlösser"
(Quelle für die drei verwendeten Bilder Digitale Rekonstruktion Schloss Philippsburg: Urheber bzw. Nutzungsrechtinhaber: Gerhard Philipp, 10.02.2009.Lizenz: "Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen Deutschland in Version 3.0 (CC-by-sa 3.0/de). Via Wikipedia.de)
(Quelle: Bild 1 Stadtarchiv Blieskastel Fotosammlung 4928 - Bild 2 Seppel Allgayer Niederwürzbach)